Ausgangslage
Als Quellen für die Familienforschung werden ganz überwiegend Texte genutzt, aus denen Informationen zu Lebensereignissen und Lebensverhältnissen historischer Personen gewonnen werden können. Oft nur wenig beachtet werden dagegen Bilddokumente, die meist nur als ‚illustratives‘ Beiwerk in Familiengeschichten gelten. Dabei haben Bilder durchaus ihre eigene Aussagekraft.
Am augenscheinlichsten ist dies bei Personendarstellungen:
- aus der Art und Weise, der Körperhaltung und Kleidung oder der Situation, in der sich Porträtierte ihrem Betrachter präsentieren, lassen sich Rückschlüsse über ihre Selbstsicht und Selbstdarstellung oder auch ihre Wahrnehmung durch den Bildkünstler ziehen;
- die ‚Einkleidung‘ durch sinnfällige Versatzstücke, die das eigentliche Bildmotiv begleiten oder das Motiv rahmen, ist zielstrebig gesetzt, um einen bestimmten Eindruck entstehen zu lassen;
- Wortlaut, Sprache und graphische Gestaltung von Beitexten vermitteln unter Umständen weitere Informationen;
- der Stellenwert des Künstlers in seiner Zeit, die Wahl der künstlerischen Technik und des Formats lassen den finanziellen Aufwand erkennen, den der Porträtierte oder dessen Angehörige für eine gelungene Außendarstellung aufgewandt haben.
Aber auch topographische Bilddarstellungen etwa von Ortschaften, Straßenzügen, Gebäuden oder Landschaften lassen vielfältige historische Auswertungen zu:
- sie zeigen ein (oft freilich auch geschöntes) Bild von lokalen Gegebenheiten, die heute meist verändert oder zerstört sind;
- sofern es sich um zeichnerische, malerische oder ältere fotografische Darstellungen handelt, sind sie oft nur unikal überliefert und nicht allgemein zugänglich.
Projekt: Bilddatenbank
Die GFF-Bilddatenbank zielt darauf ab, Bilddarstellungen für die Familien- und Kulturgeschichtsforschung zugänglich zu machen, die sonst oft übersehen werden oder nahezu unbekannt sind.
Ausgangsmaterial dafür ist zunächst einmal der Eigenbesitz der GFF, die in ihren unterschiedlichen Beständen zahlreiche, bislang noch unerschlossene Bildmaterialen verwahrt. Sie sollen nach und nach in dieser Datenbank zugänglich gemacht werden.
Dringend erwünscht ist daneben aber auch die Aufnahme privaten Bildmaterials. Gerade alte Fotografien sind ja oft vom Untergang bedroht, weil Nachgeborene mit den (hoffentlich vermerkten) Namen der Abgebildeten nichts mehr anfangen können oder keinen Platz mehr zur Aufbewahrung haben. Die GFF-Bilddatenbank ermöglichst auf diese Weise eine Sicherung der oft unikalen und damit unersetzlichen Bilddokumente, die auf diese Weise auch anderen Interessenten hilfreich sein können.
Mithilfe und Beteiligung
Die Mitwirkung privater Bildbesitzer ist nachdrücklich erwünscht. Zu beachten ist, dass die Einlieferer die geltenden urheberrechtlichen Bestimmungen beachten müssen. Bilder noch lebender Personen werden nur mit deren ausdrücklicher Erlaubnis ins Netz gestellt.
Die Bilddateien müssen in einer Auflösung von mindestens 300 dpi eingescannt sein und im Format jpg oder tif vorliegen. Nach Absprache können Digitalisate auch mit dem professionellen Aufsichtscanner der GFF angefertigt werden, der größtmögliche Schonung der Vorlagen sicherstellt. Auf Wunsch übernimmt die GFF selbstverständlich auch die Originale in ihr Archiv.
Da Bildinhalte nach wie vor mittels einer textuellen Verzeichnung erschlossen werden müssen, steht ein differenzierter Fangbogen (Excel-Datei) zum Abruf bereit.
Provenienzen
Der erste geschlossene Bildbestand, der in diesem Rahmen digitalisiert und detailliert erfasst worden ist, ist die Porträtsammlung Karl Wolffhardt (1864–1939). Der Lehrer hatte die Darstellungen – überwiegend Kupferstiche des 16. bis 18. Jahrhunderts – für seine ambitionierten Familienforschungen in jahrelanger Arbeit zusammengetragen. Das Material wurde nach seinem Tod zunächst innerhalb der Verwandtschaft weitertradiert und 2020 der GFF übergeben.
Weiteres Bildmaterial wird derzeit aus dem GFF-Bestand Nachlass Georg Kolbmann (1879–1960) übernommen. Der Nachlassgeber war von 1921 bis 1945 Geschäftsführer der GFF und hatte an der Etablierung des Vereins vor dem Krieg großen Anteil. Schließlich zum Ehrenmitglied ernannt, hinterließ er seine reichhaltigen genealogischen Materialien größtenteils der GFF.
Ergänzt wird der Bildbestand durch einzelne Digitalisate aus genealogischen Mappen im Archiv der GFF – diese Bestände werden sukzessive erweitert.